Nicht „außen vor“, nicht „nebenan“ – MITTENDRIN!

Seit April 2015 besuchen 18 Schülerinnen und Schüler die Internationale Klasse am Ganztagsgymnasium Johannes Rau.

„Internationale Klasse“ – dieser Begriff, an anderen Schulen durchaus geeignet – hilft an hier nicht wirklich weiter, wenn man beschreiben möchte, wer da im Klassenraum 212 mitten im Gebäude an der Siegesstrasse die Schulbank drückt. Mit knapp 1000 Jugendlichen aus 42 Nationen gibt es an dieser Schule ausschließlich Internationale Klassen.

internationale Klasse Foto

Die 18 Jugendlichen aus 10 Ländern im Alter zwischen 10 und 18 Jahren fallen schon deshalb gar nicht auf, wenn sie mit ihren Mitschülern auf dem Schulhof stehen, in der Mensa essen oder in den unterschiedlichen Klassen am Fachunterricht teilnehmen, sobald es die Deutschkenntnisse erlauben.

DEUTSCH-LERN-Klasse klingt aber nun nicht wirklich gut. Doch das ist ihr Ziel.
Zum Teil sind sie mit ihrer Familie hier gelandet, teilweise allein. Die meisten sind Flüchtlinge aus den Krisenregionen der Welt. Ein Chinese kam mit seiner Mutter, die Junior-Professorin an der Bergischen Universität ist, eine Japanerin startet gerade in ihren 10-monatigen Schüleraustausch. Allen gemeinsam ist der Wunsch, möglichst schnell ausreichend Deutsch zu lernen, um am regulären Unterricht ihrer Altersklasse teilnehmen zu können.

Um ihnen den Übergang zum „normalen“ Schulalltag zu erleichtern, besuchen sie den Sport-, Kunst- und/oder Musikunterricht. So lernt man die Sprache schneller, findet Freunde, kommt schneller an. Je nach den individuellen Fähigkeiten kommen dann Fremdsprachen, Mathematik und die Natur- und Geisteswissenschaften nach und nach dazu. So kann Adam (10 Jahre) sich bereits in 6 Sprachen verständigen, Aicha Bella (17) ist im Mathematik-Unterricht sogar Klassenbeste.

Integration findet aber nicht nur im Schulalltag statt. Die Schülerinnen und Schüler der Internationalen Klasse nehmen an den Ausflügen und Klassenfeten der Nachbarklassen teil, spielen im Fußballverein oder trainieren mit ihren neuen Freunden Schwimmen oder Leichtathletik. Die Lehrer dieser Klasse, Nicole Hess zusammen mit Sarah Neumann und Antonio Lago-Casal, unterrichten nicht nur die Deutsche Sprache, sondern helfen zusammen mit Lena Voss als Sozialpädagogin beim Einleben und Einfinden in die für die meisten doch sehr fremde Kultur.

Nach fast einem halben Jahr Erfahrung schwärmen Schüler, Eltern und Lehrer von diesem gelungen Projekt. Alle lernen miteinander, voneinander, bauen auf beiden Seiten (!) möglicherweise vorhandene Grenzen und Ängste ab, sind einander Vorbild, Helfer und Freund.

Dass Integration an dieser Schule vielleicht zügiger klappt als anderswo, liegt sicher auch an den besonderen Bedingungen, die das Ganztagesgymnasium Johannes Rau nicht erst seit April auszeichnen. Hier lernen schon seit Jahren Schüler aus der ganzen Welt zusammen, Lehrer und Schüler sind hier im Thema „mittendrin“. Die Erfahrungen reichen von erprobten Arbeitsmaterialien und Programmen zum schnellstmöglichen Spracherwerb und Förderunterricht über in der Arbeit mit multikulturell gemischten Klassen erfahrenen Lehrern bis hin zu der einfachen Tatsache, dass jeder Schüler garantiert wenigstens einen Schüler an dieser Schule hat, der dieselbe Muttersprache spricht und der am Anfang als Dolmetscher helfen kann.

So fühlen sich die „Neuen“ pudelwohl und wünschen sich nur eine zweite Klasse, um etwas mehr nach Altersgruppen getrennt lernen zu können. Die Interessen von 10-13-Jährigen unterscheiden sich doch sehr von denen der älteren Jugendlichen.

Aber das Wichtigste: sie sind MITTENDRIN – angekommen in Wuppertal, angekommen am GGJR.
Georgia Räder – stellvertretende Schulpflegschaftsvorsitzende


 

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