In Wuppertal angekommen?!

Wo komme ich her? Wo sind meine Wurzeln? Wo ist meine Heimat? Wer bin ich eigentlich?
Die Frage nach der eigenen Herkunft ist existentiell. Sie bestimmt uns, sie macht uns zu dem, was wir sind, sie bildet unsere Persönlichkeit.

70 Schülerinnen und Schüler, 70 Geschichten, 17 verschiedene Nationen, von Bulgarien über die Türkei bis nach Sri Lanka. Es sind Geschichten von Flucht und Migration, Geschichten von Angst, Tod und Gewalt, aber auch von Hoffnung und neuen Wegen. Hoffnung auf Sicherheit, Hoffnung auf ein besseres Leben, Hoffnung auf Frieden.

Als UNESCO-Projektschule, der Menschenrechte und die Wertschätzung von Vielfalt ein großes Anliegen sind, möchten wir uns mit den Menschen beschäftigen, die zu uns kommen. Es ist uns wichtig, sie zu fragen, wer sie sind und wie es ihnen auf dem Weg nach Deutschland ergangen ist, ihnen zuzuhören, wenn sie über die Gründe sprechen, die sie dazu veranlasst haben, ihr Land, ihre Kultur und ihre Familien zurückzulassen, und ihnen die Frage zu stellen, ob sie in Wuppertal angekommen sind.

Drei Geschichtskurse der EF haben ihren Eltern, Großeltern, Tanten und Onkeln diese Fragen gestellt. Dabei sind sie zu spannenden und bewegenden Ergebnissen gekommen. Einige waren überrascht, denn sie haben Dinge herausgefunden, die sie über ihre Familie nicht wussten: „Meine Mutter soll im Gefängnis gewesen sein?“, „Mein Vater hat gegen einen Diktator gekämpft und ist aus dem Gefängnis ausgebrochen?“. Andere waren irritiert, dass die eigenen Eltern auf einmal so viel erzählen wollten und dafür sogar „ihr bestes Hochdeutsch ausgepackt haben“. Wieder andere haben herausgefunden, dass die Tante der eigenen Freundin mit der eigenen Mutter in Marokko zur Schule gegangen ist.

So sind Geschichten voller Kontraste entstanden: Flucht, Gastarbeit, Liebe, Asyl…, zu entdecken in der Ausstellung der Gruppenergebnisse im 200er-Flur.

Das Feedback und die Ergebnisse der Schülerinnen und Schüler zu diesem Projekt verdeutlichen, dass sie dieses Thema sehr bewegt hat. Seine Eltern und Verwandten auf ganz neue Weise kennenzulernen und dadurch auch sich selbst neu zu begegnen, sei für sie eine sehr spannende Erfahrung gewesen. Die Wertschätzung, die ihnen durch das Interesse an IHRER Geschichte entgegengebracht wurde, habe sie sehr beeindruckt. Vor allem der Austausch untereinander über ihre unterschiedlichsten Geschichten sei bereichernd gewesen.

Yasemin Karsten, Hannah Stois